09.12.2020

Corina Wiedermann (Agenturinhaberin aus Tansania) von Maren Brenneke (Abenteuer Tansania-Gründerin)

Abenteuer Tansania stellt sich vor

Corina >>ist<< ABENTEUER TANSANIA in Tansania. Zusammen mit ihrem Mann Seif gehört ihr die örtliche Agentur, die all unsere Reisen arrangiert und betreut. Sie ist Chefreiseleiterin, Hobbyköchin, Vegetarierin, Umweltschützerin, Ziegenbock-Lebensretterin, Kostendesignerin, immer voll im Bilde, welche(s) Camp/Lodge/Hotel gerade wie ordentlich (oder auch nicht) geführt wird und mit all ihren Aufgaben rund um die Uhr beschäftigt. Von ihren unzähligen Mitarbeiter*innen wird sie „Mama Safari“ genannt.

Also, liebe Corina, hier kommen 10 Fragen für Dich:

Welches ist Dein Lieblings-Nationalpark und warum?
Mein Lieblingspark ist trotz des hohen Bekanntheitsgrades die Serengeti. Bekannt geworden durch Professor Dr. Grzimek und seinem Buch/Film ‘Die Serengeti darf nicht sterben’ und benannt nach einem altem Wort aus der Maasai-Sprache ‘Siringet’ – endlos weites Land. Das sagt ja schon alles. Dieser riesige Nationalpark, der ungefähr die Fläche des gesamten Landes Dänemark hat, überrascht immer wieder. Natürlich ist die Hauptattraktion die berühmte ‘Große Tierwanderung’, wo man riesige Gnu- und Zebraherden aus Zigtausend Tieren bis zum Horizont sehen kann. Aber auch außerhalb der Migrations-Zeiten gibt es immer etwas zu sehen. Klar, sind es die ‘üblichen Verdächtigen’, die man eigentlich immer sieht: Raubkatzen, Elefanten, Hippos, Giraffen, Warzenschweine, unterschiedliche Gazellen und Antilopen, Zebras, Schakale, Hyänen, etc. Ich erfreue mich aber auch über kleinere Entdeckungen am Wegesrand, langsam kriechende Leopardenschildkröten, sich mit seiner großen Kugel abmühende Mistkäfer, leuchtendbunte Agame-Echsen, die sich sonnen…
Für mich ist die weitläufige Serengeti Natur pur, die nie enttäuscht.

 

Über welche Tiersichtungen freust Du Dich am meisten?
Ich liebe Giraffen und kann nicht genug von ihnen bekommen. Sie sind grazil, sanft, freundlich, witzig, ruhig und immer wieder superschön zum Ansehen.

 

Dein Lieblingsplatz auf Sansibar ist?
Der endlos lange, ruhige Sandstrand von Bwejuu bis Michamvi an der südlichen Ostküste, noch weitgehend unberührt vom Tourismus. Bei Flut geht man natürlich Schwimmen und lässt sich von sanften Wellen schaukeln. Große Wellen bleiben zurück hinter dem Außenriff, das beinahe die gesamte Insel umrundet, so das sicheres Schwimmen ohne Strömungen gewährleistet ist. Ebbe und Flut wechseln sich ab im ca. sechs-Stunden-Rhythmus, so dass man normalerweise täglich zweimal Schwimmen kann. Bei Ebbe macht man sich auf zu ausgedehnten, längeren Spaziergängen auf schneeweißem Pudersand zwischen sattgrünem Palmensaum und türkisblauem Meer, faulenzt unter Palmen oder beobachtet Einheimische, für die der Strand täglicher Alltagsweg ist. Fischer fahren mit dem Fahrrad zur nächsten Bucht, Kinder gehen zur Schule, Jugendliche vergnügen sich am späten Nachmittag mit Fußball oder anderen Freizeitbeschäftigungen.

 

Hast Du ein Lieblingscamp?
Nein. Ich liebe es, in einem kleinen Tented Camp zu schlafen, wo man mitten in der Wildnis ist, nachts die Geräusche des Afrikanischen Busches hört und morgens mit Akazien im orangefarbenen Morgenlicht aufwacht. Ein ausgesprochenes Lieblingscamp habe ich nicht, aber ich schätze eher schlichtere Safaricamps ohne großartigen Schnickschnack. Ein Zelt, ein gutes Bett, was zu Essen, einen Drink am Lagerfeuer und etwas Wasser zum Duschen – das reicht vollkommen aus. Ein extra Feature, über das ich mich immer freue, ist der Early Morning Coffee auf seiner eigenen Veranda. Wichtig ist die Lage, weit weg von der Zivilisation. Je tiefer ‘im Busch’, desto besser …

 

Ein perfekter Tag in Tansania beginnt mit…
Frühem Aufstehen im Morgengrauen, wenn Vögel und Affen den neuen Tag begrüßen und man in der Morgendämmerung von seiner Zeltveranda aus Wildtiere am Zelt vorbeiziehen sieht.

 

Und nun noch 5 persönliche Fragen

 

Wie hast Du dieses sonderbare Jahr überstanden?
Tja, beruflich gesehen, ist/war 2020 natürlich eine Katastrophe. Allerdings gibt einem so ein Einbruch auch die Möglichkeit, sich einmal wieder zu besinnen und neue Pläne zu schmieden. Ganz besonders tragisch ist die Situation in Tansania natürlich für die Einheimischen. Millionen im Tourismus Beschäftigte haben ihre Anstellung verloren. Auch wir mussten Mitarbeiter entlassen, bzw. in den unbezahlten Urlaub schicken und/oder Gehälter kürzen. Kurzarbeit, Überbrückungshilfen seitens der Regierung gibt es nicht. Mit Grauen blicken meine Mitarbeiter auf nächsten Monat, denn im Januar werden Schulgebühren fällig, die die meisten nicht bezahlen können.  Wir haben aber hier Mithilfe angekündigt, soweit es uns eben möglich ist.
Die mehr oder minder arbeitsfreie Zeit haben wir genutzt, um das zauberhafte ‘Blues & Chutney Country’, unser kleines Landhotel zu renovieren und verschönern. Und die letzten Wochen waren wir sehr busy mit der Fertigstellung und Einrichtung unserer ‘Kilaweni Villa’, unserem Ferienhaus in den Bergen.

 

Magst Du mir noch etwas mehr über die Kilaweni Villa erzählen?
Wir haben vor einigen Jahren damit angefangen, in der Heimat meines Mannes ein kleines Ferienhaus zu bauen. Mein Mann ist MPare, d.h. er kommt aus dem Städtchen Usangi in den Parebergen im nördlichen Tansania. Die WaPare sind außerordentlich heimatverbunden und es ist sehr wichtig, in der Heimat ein Familienhaus zu haben. Und so haben wir seinen Herzenswunsch erfüllt und auf einem großen Familiengrundstück ein Häuschen gebaut. Natürlich unterscheidet es sich etwas von den sonst dort üblichen Häuser und ist eine wunderbare Melange aus Schweizer Architektur, schwäbischer Haushaltsführung und tansanische Lebensweise. Es fehlen noch allerletzte Handgriffe; dann ist es fertig. Wir werden dieses Jahr Weihnachten dort feiern. Adventsgesteck und Weihnachtsbaum stehen schon.
Im Laufe des nächsten Jahres werden wir es auch Gästen öffnen, die Interesse an ‘Land & Leuten’ haben. Ein Aufenthalt dort ist unaufgeregt schön. Man kann wunderbar wandern und unberührte Natur genießen. Unverstellte Einblicke in lokale Lebensweise gewinnen und eine komplett andere Seite des Landes, abseits von Nationalparks und Traumstränden, kennenlernen.
Es ist nichts für Menschen mit Berührungsangst, denn man lebt mitten unter Menschen. Es ist üblich, sich zwischen den Häusern einen Weg zu bahnen. Und so sieht man täglich schwer mit Gras für die Kuh beladene Frauen direkt am Haus vorbeiziehen und freundlich grüßen. Schulkinder kommen auf dem Weg vorbei und drücken schon mal ungeniert die Nase ans Fenster, um einen Blick ins Esszimmer zu erhaschen. Mama Maimuna aus der Nachbarschaft kommt jeden Morgen zum Gruße, und Mama Kiure bringt auf Wunsch täglich melkfrische Kuhmilch.

 

Wie kommt es eigentlich, dass Du in Tansania lebst?
Ich bin 1995 zum ersten Mal nach Sansibar gereist. Damals vom Oman aus, wo ich bei einer Incoming-Agentur u.a. für Schulung und Einteilung von ReiseleiterInnen zuständig war. Nachdem ich mich daher dann länger und intensiv mit der omanischen Geschichte beschäftigt hatte, die ja gleichzeitig auch die Geschichte von Sansibar ist, packte mich die Neugier und ich wollte mit eigenen Augen sehen, was noch vorhanden ist aus der Zeit des ‘Sultanats von Muskat und Sansibar’ im 19. Jahrhundert. Und so reiste ich nach Sansibar und lernte es intensiv kennen. Einige Jahre und einige Urlaube später bereiste ich auch das Festland und so wuchs meine Liebe für Tansania. Mittlerweile hatte ich auch einen einheimischen Mann an meiner Seite, und später dann auch ein wunderbares Kind. Später begann ich dann mit einigen Geschäftspartnern mit dem Aufbau einer Agentur mit Büros in Sansibar und Arusha, deren Geschicke ich zunächst noch von Deutschland aus leitete. Mit zunehmenden Wachstum und Gästevolumen zeichnete es sich ab, dass ich besser tatsächlich nach Tansania zog. Und das machte ich dann auch. Zunächst schlugen wir unsere Zelte in Sansibar auf, weil es damals besser zu Familien- und Lebensplanung passte; einige Jahre später zogen wir aufs Festland.
Mittlerweile leben wir bei Usa River, einem kleinen Vorort von Arusha, dem Gateway für Safaris nach Nordtansania und betreiben vor hier aus unsere kleine Firma Kilaweni Tours.

 

Beliebte Lockdown-Frage: Kannst Du kochen?
Nun, ein Lockdown hatten wir in Tansania bisher nicht. Aber ja, kochen kann ich. Auch backen. Sogar ganz vernünftig, glaube ich. Ich mache es auch gern und regelmäßig und probiere auch häufig neue Rezepte aus. Wobei, Rezepte sind eher Inspirationen, strikt danach gekocht wird nicht . Meine Küchen (ich unterhalte 4 Haushalte!) sind immer recht gut ausgestattet. Und meine FreundInnen können ein Lied davon singen, welche Küchenutensilien sie im Laufe der vergangenen zwei Jahrzehnte hier bei mir angeschleppt haben..(Messersets, Kochtöpfe und Pfannen, ganze Küchenmaschinen, Spätzlepressen, und vieles mehr). Wir haben eine nette Kollegin, die bei uns im Office die MitarbeiterInnen bekocht. Manchmal koche ich aber auch selbst fürs Personal, wenn ich mal keine Lust auf Bürokram habe und eine Pause brauche. Dann gibt es schon mal schwäbische Linsen & Spätzle, einen italienischen Pastaauflauf oder ägyptisches Shakshouka mit Fladenbrot anstelle der einheimischen Kost. Bislang wurde es noch immer von allen gegessen. Vielleicht sind sie aber auch zu höflich (oder zu hungrig), um es zu verschmähen…
Jedenfalls haben wir natürlich jetzt in der Zeit mit wenigen Gästen auch mehr Zeit, um aufwändiger zu kochen und zu backen und tun das auch.
Und natürlich macht es uns Freude, unsere Gäste im Blues & Chutney, unserem Landhotel, kulinarisch zu verwöhnen.

 

In Zeiten von Corona besinnen wir uns irgendwie alle auf die wirklich wichtigen Dinge im Leben. Hast Du so etwas wie einen Herzenswunsch?
Gesundheit. Und mehr Besonnenheit im Umgang mit der Pandemie, vor allem in Deutschland.

Und gibt es auch irgendeinen konkreten Wunsch bezüglich des Reisens?
Wenn ich wieder reisen kann, möchte ich noch einmal des sogenannte ‘Sonnenwunder’ in Abu Simbel, Ägypten sehen. Ich hatte das große Glück, das vor über 30 Jahren mal zu erleben. Ich möchte es noch einmal sehen, zusammen mit meinem Mann und unserer Tochter.
Und zum Machu Picchu möchte ich einmal. Aber Südamerika ist sooo weit weg. Speziell, wenn man ab und zu nach Deutschland fahren, den afrikanischen Kontinent weiter entdecken und auch die Sehnsucht zum Orient mit Besuchen in Ägypten/Jordanien/Marokko stillen möchte….

Danke, Corina! Ich erinnere mich gut an die Abu Simbel-Story, hast Du nicht mit Sascha Hehn auf dem Kamel gesessen? Und die witzige Geschichte um Ziegenbock MARCUS heben wir uns für’s nächste Interview auf. Oder Du erzählst Sie unseren Gästen beim Safari-Briefing einfach selbst.